LEITBILD
Die Themen und Herausforderungen, die Menschen beschäftigen sind veränderlich, was aber bleibt ist das grundsätzliche Bedürfnis nach Begegnungsräumen, wie sie nur der Kulturbereich herstellen kann. Kulturfreie Räume gibt es nicht, denn: „Bereits die Herkunft des Wortes “Kultur”, das vom lateinischen “colere” (pflegen, urbar machen) bzw. “cultura” und “cultus” (Landbau, Anbau, Bebauung, Pflege und Veredlung von Ackerboden) abgeleitet ist (…), verweist auf einen zentralen Aspekt sämtlicher Kulturbegriffe: Sie bezeichnen das “vom Menschen Gemachte” bzw. “gestaltend Hervorgebrachte” – im Gegensatz zu dem, was nicht vom Menschen geschaffen, sondern von Natur aus vorhanden ist.“ (Bundeszentrale für politische Bildung)
Oder mit den Worten des schwedischen Schriftstellers August Strindberg „Die ganze Kultur ist eine große, endlose Zusammenarbeit.“
In diesem Sinne sind wir alle Kulturschaffende. Wenn aber von Kultureinrichtungen, Kulturorten und Kulturschaffenden die Rede ist, dann meinen wir Personen und Institutionen, die sich bewusst mit den vom Menschen geschaffenen Strukturen auseinandersetzen, sich in ihrer Arbeit auf sie beziehen, sie sichtbar machen und weiterentwickeln.
Das Kulturnetzwerk Neukölln versteht sich seit 30 Jahren als Plattform für die im Bezirk angesiedelten Kultureinrichtungen. Darüber hinaus initiiert es eigene Projekte, wie zum Beispiel das Kunstfestival 48 Stunden Neukölln oder das Young Arts Diversity.
Es verpflichtet sich in seiner Arbeit als Träger für Kulturprojekte einer gewaltfreien, antirassistischen und anti-diskriminierenden Grundhaltung.
Es ist der verbindende Charakter der kulturellen Angebote, der ihre Rolle in der Stadtbevölkerung von Neukölln so unverzichtbar macht: Durch sie werden wir erst Teil einer Gemeinschaft: zum Beispiel als Besucher*innen eines Konzerts, einer Theatervorstellung, einer Ausstellung, eines Festivals, eines Clubs oder als Teilnehmer*innen an einem Kunstprojekt. Wir sind im Erleben und im Ausdruck mit anderen Menschen verbunden, dieses Gefühl ist immens wichtig, wie auch für die Produzent*innen von kulturellen Beiträgen, denn Kulturproduktion ist ein Dialog, keine Einbahnstraße.
Die soziale und kulturelle Diversität von Menschen in den verschiedenen gesellschaftlichen Bezugssystemen betrachten wir möglichst aus einer intersektionalen Perspektive der Mehrfachzugehörigkeiten und den damit verbundenen individuellen Erfahrungen, aus denen wir im Austausch wiederum lernen und weiter lernen wollen.
Ein Schwerpunkt unserer Arbeit sind deshalb auch Projekte mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. So entwickelt Young Arts Diversity zum Beispiel kreative Projekte mit jungen Menschen und Communities rund um Kunst und Antidiskiminierung im kosmopolitischen Berlin Neukölln.
Aus unserer Arbeit erleben wir tagtäglich: Kultur muss immer wieder neu gedacht werden.
Wollen Kultureinrichtungen dem Anspruch gerecht werden, gesellschaftliche Diversität abzubilden, müssen sie folgerichtig bestehende dominante Bezugssysteme in Frage stellen. Um sie im nächsten Schritt mit den Mitteln der Kunst und kulturellen Bildung zu erforschen und gestaltend auf diese Dominanzsysteme einzuwirken. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, denn sie erfordert geistige Flexibilität, Offenheit, die Bereitschaft zur Selbstreflexion, Durchhaltevermögen mit einem langen Atem – und ständigen Austausch.
Für diesen Austausch bietet das Kulturnetzwerk Neukölln dank vielschichtiger Synergien mit den mittlerweile 56 Mitgliedern eine gute Voraussetzung:
Kulturelle Formate der Teilhabe stärken das „Wir-Gefühl“ denn durch sie wird das „Wir“ erfahrbar. Und das ist gerade in Zeiten der Verunsicherung so wichtig. Auch 29 Jahre nach seiner Gründung ist eines der Anliegen des Netzwerks, Austausch anzuregen und zu ermöglichen und mit innovativen Formaten angemessen und offen, auf die jeweiligen Herausforderungen und gleichzeitig Möglichkeiten in Berlin zu reagieren.