Interview mit Katarzyna Nowak, Festivalleiterin der 48 Stunden Neukölln und Alexandra Flindris, stellvertretende Festivalleiterin (seit Anfang 2023).

Aufregend, offen, mutig und frei. Das ist 48 Stunden Neukölln. Ein Kunstfestival, das Künstler*innen aller Sparten jedes Jahr für 48 Stunden Orte zur Entfaltung und Präsentation ihrer Kunst bietet! Denn hier in Neukölln, dem Bezirk voller Möglichkeiten, unterschiedlichster Menschen, bunter Locations und einer unglaublich diversen Kunstszene, gibt es eine Menge zu entdecken! (…)


48 Stunden Neukölln ist Begegnungsraum. Es ist eine Plattform für kuratierte aber auch unkuratierte, frei präsentierte Kunst. Es sind all die engagierten Teammitglieder, die mit Leidenschaft hinter den Kulissen daran arbeiten, dass dieses großartige und wichtige Projekt jedes Jahr stattfinden kann. 48 Stunden Neukölln. Das bist Du! Das seid Ihr! Das sind Wir.“

Katarzyna Nowak (Kat) & Alexandra Flindris (Lexi), Foto: © Elif Yıldırım

https://48-stunden-neukoelln.de


Ihr seid im Januar 2023 recht kurzfristig eingestiegen. Das war nicht viel Vorlauf, um so ein großes Event zu organisieren. Wie habt Ihr das hinbekommen?

Kat: Ursprünglich war gedacht, dass ich als Projektleiterin die Gesamtkoordination des Festivals übernehmen sollte, verantwortlich sowohl für das Organisatorische als auch für das Inhaltliche. Lexi wurde als meine Assistentin eingestellt. Aber schon nach ein paar Monaten war klar, dass sie viel mehr macht als die klassische Assistenzstelle. Sie hat viele Aufgabenbereiche selbständig geleitet. Ich fand, dafür verdiene sie mehr Anerkennung und habe vorgeschlagen, dass sich das in ihrer Position widerspiegeln sollte. Und daher arbeiten wir seit Juli 2023 in der Konstellation Projektleitung und Stellvertretende Leitung zusammen. Bei mir liegen weiterhin die Gesamtplanung, Organisation und Inhalte. Lexi übernimmt jährlich solche Bereiche, die jedes Jahr anders ausfallen.


Was hat Euch 2023 besonders beschäftigt?

Kat: Im letzten Jahr, haben wir uns vorgenommen, innerhalb kürzester Zeit nicht nur das Festival auf die Beine zu stellen. Genauer gesagt, innerhalb von fünf Monaten, ohne Übergabe, ohne jegliche Vorinformationen und ohne jegliche Unterstützung. Wir haben das organisatorisch eingetütet und durchgeführt. Und wir haben uns vorgenommen, zusätzlich in nur drei Monaten eine ganz neue CI Corporate Identity zu entwickeln. Die Entwicklung der neuen CI, inklusive Logo, hat hauptsächlich Lexi verantwortet. Und darüber hinaus war und ist sie 2023 und 2024 für die Genehmigungen zuständig. Das bedeutet eine enge Betreuung von Projekten an der Schnittstelle zwischen Künstler*innen und Ämtern. In diesem Jahr wird der Schwerpunkt von Lexi auf Barrierefreiheit liegen.


Wie seid Ihr als Team aufgestellt und was bedeutet das für die Organisation?

Kat: Wir denken, dass man das Festival jedes Jahr ein bisschen anders gestalten sollte. Und wir werden schauen, dass wir jeweils einen anderen Schwerpunkt setzen. Da wir kein Geld für die ganzjährige Betreuung des Festivals haben, werden wir immer wieder in unterschiedlichen Konstellationen zusammenarbeiten müssen. Das wird in diesem Jahr etwas anders aussehen als im letzten Jahr.

2024 wird die Projektassistenz mit unserer Designerin die Vorlagen für Publikationen vorbereiten. Das ist eine neue Kollegin. Sie heißt Elif Yıldırım und sie wird in Zusammenarbeit mit mir und unserer neuen Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit, Johanna Hümmer, den Publikationsbereich betreuen. Und so definieren wir jährlich neu, welche Bereiche an welchen Personal-Schnittstellen betreut werden können. Kernteam sind natürlich wir zwei. Wir betreuen das Konto von 48 Stunden Neukölln und sind die Anlaufstelle für alle Anfragen. Natürlich gehört auch Rahel zu uns. Rahel Bachem macht seit drei Jahren das Controlling für das Projekt.


Ihr habt gesagt, dass das Festival jedes Jahr ein bisschen anders sein soll. Inwiefern?

Kat: Es gibt dieses Festival schon seit 26 Jahren. Der Name soll bleiben, weil sich dieses Format bewährt hat. Und wir wollen definitiv dabei bleiben, dass wir zweierlei Formate zeigen. Also, auf der einen Seite haben wir an das Jahresthema angelehnte Festivalbeiträge. Und auf der anderen Seite ist der Fokus auf die lokale Kunstszene gerichtet. Die Galerien und Ateliers, die die Möglichkeit bekommen, den jährlich rund 80.000 Besucher*innen während des Festivalwochenendes ihre eigenen Programme zu präsentieren. Und das soll definitiv so bleiben. Ich finde, das ist ein gutes Konzept. Und die Dezentralität soll auch weiterhin bestehen bleiben. Es ist eine schöne Idee, überall im Bezirk künstlerische Projekte zu zeigen. In diesem Jahr erweitern wir unser Terrain erstmals auf Neukölln-Süd. Schloss Britz ist zum Beispiel mit einem eigenen Programm dabei. Ich hoffe, dass sich mehrere lokale Kunstinitiativen beteiligen werden. Wir werden sehen.


Also – am Konzept ändert sich gar nicht so viel?

Kat: Was sich von Jahr zu Jahr ändern wird, sind die Schwerpunkte. Im letzten Jahr gab es nicht wirklich viel Zeit, Schwerpunkte zu setzen, weil wir einfach mit der Organisation zu beschäftigt waren. Und es war uns wichtig, dem Festival zum 25. Geburtstag etwas schenken zu können. Aus unserer Sicht spiegeln die neue CI und das neue Logo, das wandelbar ist und an das jeweilige Medium angepasst werden kann, diese wunderbare Vielfalt im Bezirk.

Das ist allerdings unsere Sicht und dem stimmt definitiv nicht jede*r zu. Aber wir stehen einfach zu dem neuen Logo und den neuen Farben.

Als Dankeschön für alle in der kreativen Szene, die seit 25 Jahren mitgemacht haben, haben wir 2023 ein Abschluss-Event organisiert. Das gab es früher auch nicht. Ich fand die Idee schön, dass man eine Eröffnung am Anfang hat und das ganze Festival mit einem gemeinsamen Event abschließt. Das ist wie eine Klammer und macht die Sache rund. Da das Abschluss-Event nach dem Festival stattfand, konnten auch die Künstlerinnen und Künstler, die mitgemacht haben, teilnehmen. Das war uns wichtig.

Und definitiv war die Ausstellung im Kesselhaus ein Highlight . Die Ausstellung wurde sehr gut angenommen vom Publikum. 2024 soll es wieder so eine großartige Ausstellung geben, die auch wieder eines der Highlights sein wird.


Also gibt es wieder eine zentrale Ausstellung? Das war jetzt auch meine Frage.

Kat: Ich würde es nicht als zentrale Ausstellung bezeichnen. Aus meiner Sicht ist das Festival dezentral und soll auch dezentral bleiben. Ein paar Highlights wird es geben. Aber wir müssen sie nicht zentrale Ausstellung nennen. Die künstlerischen Positionen, die wir im Kesselhaus zeigen, haben keine Anknüpfung an die künstlerischen Positionen draußen, in den Kiezen.


Also sind sie auch nicht an das Thema gebunden?

Doch. Sie sind an das Thema angelehnt. Sie werden von einem Kurator kuratiert. Ich bin der Meinung, dass man ein gutes fachkuratorisches Team für das Kesselhaus-Konzept hinzuziehen muss. Wir haben für die Festivalausgabe 2023 eigentlich fast ausschließlich positives Feedback bekommen. Jedoch gab es auch negatives Feedback. So war unsere Programmkarte für viele Menschen zu verwirrend. Die vielen Inhalte, die der Größe des Festivals geschuldet sind, waren zu unübersichtlich. Deswegen arbeiten wir jetzt daran, ein benutzerfreundliches Format zu entwickeln, so dass sich die Leute einfacher im jeweiligen Kiez orientieren können.

Ich kann Dir schon mal verraten, was wir für 2024 noch planen. Als Neuigkeit führen wir eine neue Rolle ein: nämlich Kunstspartenkurator*innen. Wir haben 17 Kunstsparten im Festival.

2024 legen wir den inhaltlichen Schwerpunkt auf die Kunstsparten Literatur/Poesie und Musik. Wenn sich dieses Format bewährt, dann werden wir das vielleicht im nächsten Jahr weiterentwickeln.


Gibt es denn genügend Bewerbungen von Künstler*innen aus diesen Sparten?

Kat: Im Moment haben wir 31 Projekte aus dem Bereich Literatur/Poesie. Die Rolle des oder der Kurator*in besteht darin, alle in dieser Kunstsparte angenommenen Festivalbeiträge zu sichten und ausgewählte Projekte, zu einem Programm mit rotem Faden zu entwickeln. Als weiteres literarisches Highlight haben wir am Samstag noch einen Abend im Heimathafen Neukölln geplant. Wir arbeiten schon an dem Programm.


Das klingt spannend.

Kat: Ein Highlight soll auch das Abschluss-Event werden. Ich hoffe, dass in diesem Jahr auch die Eröffnung ein Highlight sein wird.

Außerdem wollen wir mit Bechstein Network kooperieren, die gerade das ehemalige C&A Gebäude auf der Karl-Marx-Straße vom Eigentümer für fünf Jahre übernommen hat, um dort Events zu realisieren. Sie würden gerne die lokale Kunstszene unterstützen und möchten mit uns eine Kooperationsvereinbarung für fünf Jahre schließen.


Und das schon in diesem Jahr?

Kat: Die Kooperationsvereinbarung ist noch nicht abgeschlossen. Aber ich denke, dass wir gemeinsam speziell für dieses Gebäude, das so zentral liegt, ein Highlight-Programm erstellen werden.

Ein weiterer Schwerpunkt in diesem Jahr ist die Kunstvermittlung. Geplant sind an die 30 Führungen. Unterschiedliche Arten von Führungen in unterschiedlichen Sprachen, einige davon mit DGS Übersetzung (Deutsche Gebärdensprache).

Abhängig von den Inhalten wollen wir den Besucher*innen auch spezielle, individuelle Routen anbieten. Wenn es sich anbietet, werden wir für das Publikum zum Beispiel eine Route zum Thema Queerness erstellen. Und wer das will, kann sich dann einfach auf diese Projekte konzentrieren.
Und da ich schon an DGS angeknüpft habe, gebe ich jetzt in Bezug auf die Barrierefreiheit an Dich weiter, Lexi.


Lexi: Wir haben es endlich finalisiert, die Festivalwebseite auch für taube Menschen zugänglich zu machen. Das heißt, wir haben Videos in deutscher Gebärdensprache produzieren lassen, die die wichtigsten Inhalte der Webseite zusammenfassen. Darüber hinaus war es uns auch sehr wichtig, das Bewerbungs- und Anmeldeverfahren für die Künstler*innen barrierefreier zu gestalten.

Das heißt, wir haben die wichtigsten Schritte zur Anmeldung/ Bewerbung zusammengefasst und

und ein Video in deutscher Gebärdensprache für die Anmeldeplattform produzieren lassen, die diesen ganzen Bewerbungs- und Anmeldeprozess erklärt. Wir hatten zwar im letzten Jahr auch taube Menschen, die mitgemacht haben und auch Menschen mit Seheinschränkungen sowie blinde Menschen, aber der Anteil ist einfach noch sehr gering und spiegelt nicht die Wirklichkeit.

Und das Festival hat ein super Konzept. Wir müssen nicht wachsen, deswegen arbeiten wir, wie Kat gesagt hat, mit dem Schwerpunkt Vermittlung. Wie können wir das Festival, auf beiden Seiten, also für Besucher*innen und Künstler*rinnen, noch zugänglicher machen? Man wird nie totale Barrierefreiheit erreichen. Die gibt es nicht, aber wir können für mehr und mehr Gleichberechtigung sorgen. Und darauf wollen wir den Fokus legen. Das heißt, wir wollen schauen, wie wir beispielsweise mehr Vermittlungsformate für blinde Menschen, bzw. für Menschen mit Seheinschränkungen entwickeln können. Und da bietet sich das Thema „Urbane Stille“ natürlich an und man kann entsprechende Routen entwickeln. Wir möchten mehr Menschen, die bisher mit derartigen Barrieren zu kämpfen haben, mehr mit einbinden können.

Bei Barrieren, die die Mobilität betreffen, da sind wir schon sehr gut aufgestellt, weil wir viel im öffentlichen Raum präsent sind. Wir haben ja auch sehr viele Orte, die eingeschränkt barrierefrei sind, beziehungsweise zugänglich gemacht werden können. Wir wollen in diesem Jahr auch eine Art Leitfaden für unser Ziel der Barrierefreiheit entwickeln.


Kat: Wir werden einen Antrag stellen, um nachhaltige Lösungen entwickeln zu können. Ich weiß nicht, ob du das weißt, aber wir haben ab dem nächsten Jahr keine finanzielle Sicherheit. Also wissen wir im Augenblick nicht, ob und in welcher Form das Festival im nächsten Jahr stattfinden kann. Deswegen ist es enorm wichtig, nachhaltige Lösungen für alles zu finden. Und deshalb war es uns auch wichtig, in 2023 Vorlagen zu schaffen, die man jährlich wieder nutzen kann, zum Beispiel für die Produktion von Plakaten. Und in diesem Jahr ist das Ziel, eine Programmvorlage zu entwickeln, ein Format, das man dann jährlich einfach übernehmen und mit neuen Inhalten füllen kann.


Lexi: Und wir wollen in jeder Hinsicht zugänglich werden. Auch für die Künstler*innen. Wir freuen uns, dass viele einfach vorbeischauen. Man kann uns jederzeit anrufen. Anfragen beantworten wir innerhalb eines Tages. Wir arbeiten auch daran, Sprechzeiten einführen zu können. Vielleicht per Video Meeting, damit wirklich jede*r den Zugang zu uns hat.


Auf den ersten Blick ist die auffälligste Veränderung die Neugestaltung der Homepage.
Neben dem Design hat sich auch die (An-)Sprache verändert: „48 Stunden Neukölln. Das bist Du! Das seid Ihr! Das sind Wir.“ Wollt Ihr ganz gezielt ein jüngeres Publikum ansprechen?

Kat: Wir kommen beide aus dem musealen Bereich. Da gibt es schon seit Jahren Richtlinien und einen Leitfaden zu der Gestaltung von barrierearmen und barrierefreien Ausstellungen. Und ich weiß nicht, ob du das Konzept Design for all kennst. Das ist eine Konzeption, die man bei der zeitgenössischen Gestaltung von Ausstellungen nutzt, um eine Ausstellung für alle zu machen. Das bedeutet, dass man sich bemüht, die Texte so einfach zu formulieren, dass sie für alle verständlich sind. Es gibt also nicht mehr diese Aufteilung, dass man einen wissenschaftlichen Text produziert und einen Text in leichter Sprache, was aus unserer Sicht eine weitere Aussonderung von Menschen ist. Stattdessen produziert man die Inhalte in so genannter verständlicher Sprache, was einen Spagat bedeutet. Wir versuchen, unsere Texte und unsere Inhalte in verständlicher Sprache zu formulieren. Das war das Ziel in Bezug auf die Webseite. Unsere Klientel sind zu 90% Künstler und Künstlerinnen. Alle Inhalte sollen einfach verständlich und sozusagen auf Augenhöhe vermittelt werden. Deshalb die persönliche Ansprache und das Duzen. Auch wenn wir im E-Mail-Austausch mit Künstler*innen sind, unabhängig vom Alter, sind wir immer per „Du“. Wir arbeiten für die Künstlerinnen und Künstler und alle Informationen sind von unserer Kundschaft nutzbar. Die Künstler*innen sind unsere Hauptzielgruppe.


Lexi: Wir haben das nicht einfach so gemacht. Wir haben lange darüber nachgedacht und abgefragt. Und die Sprache, die im Umfeld des Festivals gesprochen wird, ist diese. Es gibt auch keine Hierarchie, keine Trennwand, keine Glasscheibe zwischen Künstler*innen und Besucher*innen. Die treffen direkt aufeinander.


Das bestätigt meinen Eindruck, dass ihr schon auf der sprachlichen Ebene deutlich machen wollt, dass es keine Hierarchie gibt. Indem Ihr bei den Sprachgewohnheiten ansetzt.

Kat: Ich habe auch Kontakt gehabt mit älteren Künstlern und Künstlerinnen, die mitmachen, die gesiezt werden wollen. Und das ist natürlich auch in Ordnung. Im Prinzip geht es darum, alle Inhalte und Informationen so klar und einfach wie möglich zur Verfügung zu stellen. Ich muss sagen, dass sich diese Art von Kommunikation schon bewährt hat. Wir hatten im letzten Jahr noch viele telefonische Anfragen und E-Mails mit der Bitte um Erklärungen, wie man sich anmeldet. Wir haben jetzt alle Informationen ganz klar, ganz knapp auf der Webseite. Wir haben alle Antworten in unserer FAQ auf der Anmeldeplattform. Und wir haben praktisch keine Nachfragen mehr.


Ihr macht einen Unterschied zwischen leichter Sprache und verständlicher Sprache?

Kat: Ja genau. Wir haben in unserem beruflichen Leben schon viele Workshops mit unterschiedlichen Gruppen durchgeführt. Es hat sich herausgestellt, dass Leute, für die die sogenannte leichte Sprache als Angebot gedacht war, das als verletzend empfunden haben. Sie haben gesagt, dass sie, auch wenn sie die deutsche Sprache nicht so gut beherrschen, gerne herausgefordert werden wollen. Also muss das Niveau schon ein bisschen höher sein, weil man sich sonst nicht entwickeln kann.


Lexi: Den Sinn von leichter Sprache wollen wir in keinster Weise absprechen. Es ist sinnvoll Menschen in leichter Sprache Zugang zu gewähren. Wir haben für das Festival die Ansprache gewählt, die in diesem Rahmen die meiste Nahbarkeit signalisiert. Das heißt, wir vermitteln gleich durch die Sprache, die wir nutzen, dass man uns ganz leicht einfach erreichen kann. Und die Leute hatten kein Problem. Sie haben uns angerufen, sie haben uns E-Mails geschrieben. Wie gesagt, es geht uns darum, den Künstler*innen eine Plattform zu bieten. Und wir wollen gucken, wie wir diese Plattform mit der Zeit weiter verbessern können. Wo gibt es Schrauben, an denen wir drehen können, um das Bestehende noch zu verbessern?


Kat: Ein weiteres Anliegen ist die Stärkung der Marke. Das Veranstaltungsformat ist groß genug. Man muss nicht mehr wachsen.


Lexi: Wie Kat sagt – aktuell geht es besonders um die Stärkung der Marke, und darum, den Fortbestand des Festivals zu sichern. Wir müssen einfach, auch für potenzielle Förderer, als Marke attraktiver werden.


Kat: Aus meiner Sicht bedeutet die Stärkung der Marke auch, dass wir mehr wahrgenommen werden. Als ich die Stelle angetreten habe, habe ich ganz viele Leute getroffen, die keine Ahnung gehabt haben, dass es das Festival gibt. Und ich meine hier in Berlin. Darüber habe ich mich sehr gewundert. Aus meiner Sicht wäre es schön, dahin zu kommen, dass das Festival für alle Kunstinteressierte ein fester Bestandteil der Jahresplanung wird. Wenn ich an meine Jahresplanung denke, dann weiß ich, im Februar ist die Berlinale, im April/Mai Gallery Weekend und im September Berlin Art Week. Und ich wünsche mir, dass sich die Leute merken – im Juni ist 48 Stunden Neukölln.


Setzt Ihr bei der künftigen Finanzierung mehr auf Sponsoring oder auf institutionelle Förderung?
Kat: Wir werden definitiv den Förderantrag auf eine zweijährige Förderung beim Festivalfonds stellen. Die Problematik mit Sponsoren ist, dass man aufpassen muss, die Gemeinnützigkeit nicht zu verlieren. Und das wollen wir definitiv nicht.


Eigentlich wollte ich noch genauer auf das Thema Diversität zu sprechen kommen. Aber ich habe das Gefühl, dass sich das eigentlich erübrigt.
Kat: Ich glaube, ich kenne kein Festival, das so inklusiv und divers ist wie 48 Stunden Neukölln. Ich meine, wir bieten einen Raum, um sich künstlerisch auszutoben, kostenfrei und für alle.


Lexi: Es gibt hier einfach auch ein starkes Netzwerk. Diese Community von 48 Stunden Neukölln schafft so eine Art Safe Place für Künstler*innen, die sich hier sicher fühlen, auch wenn Neukölln nicht unbedingt als der sicherste Ort wahrgenommen wird. Wir hatten da zum Beispiel beim letzten Festival (2023) keinerlei Probleme und dabei hatten wir sehr viele diverse und vielleicht sogar kontroverse Performances, auch im öffentlichen Bereich. Und es gab keine Probleme.


Kat: Um das zu gewährleisten, ist auch 2024 ein Awareness Team in meinem Budget fest eingeplant.


Lexi: Das ist uns einfach sehr wichtig, zum einen die körperliche Sicherheit zu garantieren, aber auch, dass sich die Menschen wohlfühlen.


Das klingt für mich so, als wäre es auch Euer Anliegen, dass die 48 Stunden Neukölln, so einen“Wir-Raum“ schaffen.

Kat: Definitv. Wir sind für die Community da.


Lexi: Ja. So viele Leute sind mit Leidenschaft dabei. Und mit ganz viel Gemeinschaftssinn. Von denen, die neu angekommen sind, hören wir, dass sie in diese Community aufgenommen wurden. Sie wurden von anderen Akteuren eingeladen und sie sind unglaublich stolz und glücklich, dass sie Teil davon sein können. Wir wünschen uns, dass diese Gemeinschaft, diese Verbundenheit, dieses Teilen auch sichtbar wird.


Ich würde sagen, das ist ein schönes Schlusswort. Vielen Dank für diesen Blick hinter die Kulissen.