Nachruf auf einen Netzwerker der ersten Stunden

von Ilka Normann

 

Als ich 2005 zum Kulturnetzwerk Neukölln kam, kam auch er dazu: Klaus Bortoluzzi, Landschaftsplaner und Künstler, seit 2002 gemeinsam mit seiner langjährigen Lebenspartnerin Denise S. Puri Betreiber der dz. Büro-Galerie (seit 2004 studio R31). Klaus lebte bereits seit 1986 in Neukölln, beide gemeinsam dann ab 1992, sie waren im Reuterkiez fest etabliert und bestens vernetzt.

Klaus Bortoluzzi war niemand, der großes Aufsehen um seine Person gemacht hat, aber er war maßgeblich an vielen kulturellen Entwicklungen im Bezirk beteiligt, wie zum Beispiel dem Aufbau des Kulturbüros und späteren Kunst- und Projektraums Schillerpalais in 2001, über das wir uns kennen lernten.

Er war an der Entstehung von drei Neuköllner Festivals beteiligt: dem Kunstfestival Nacht und Nebel, dem Festival Frühlingserwachen im Reuterkiez. 2005 schließlich war er bei der Gründung der Kunstfilialen in den Nord-Neuköllner Kiezen für das Festival 48 Stunden Neukölln dabei, aus denen dann später der Kunstreuter und auch der Verein Kunstreuter international entstanden. Die Kunstfilialen spielten eine wichtige Rolle für die Vernetzung der künstlerischen Projekte im Bezirk. Von 2008 bis 2014 war Klaus Mitglied der Steuerungsrunde für das Kunst- und Kulturfestival 48 Stunden Neukölln, und damit einer, der die Geschicke und Wandlungen des Festivals mit angestoßen hat.

In der Neuköllner Kulturszene ist Klaus Bortoluzzi wahrlich kein Unbekannter und er wird schmerzlich vermisst werden, als besonnener Berater, als einer, der sich auskennt und kümmert – als Freund. Neben und mit der eigenen künstlerischen Arbeit hat er sich darum gekümmert, Strukturen zu schaffen, die dem Leben dienen. Sein Kunstbegriff war kein elitärer, sondern ein zutiefst menschlicher. Es ging ihm laut eigenem Bekunden „vor allem um die kreative und nachhaltige Gestaltung von Lebensräumen, für andere und auch für sich selbst“. Er war zweifelsohne jemand, der am Gemeinwohl orientiert ist und damit passte er bestens in den Kreis der Neuköllner Kulturschaffenden, die um die Jahrtausendwende mit ihrer Kunst mehrheitlich zu mehr sozialem Austausch und einer lebenswerteren Nachbarschaft beitragen wollten.

Klaus Bortoluzzi war keiner, der laute Töne anschlagen musste, um gehört zu werden, denn er hatte was zu sagen. Er war ein besonnener Mensch mit Sinn für das Ganze, ausgleichend, freundlich, und offen für die Perspektiven der anderen. Er hatte stets im Blick, was wichtig war. Kunst war für ihn, „die Herausforderung, an einem sozialen Prozess des Kunstschaffens beteiligt zu sein”. Und deshalb wird er auch vielen Menschen fehlen. Was Klaus Bortoluzzi beigetragen hat, ist von Bestand. Sein Engagement ist eine der Keimzellen, auf denen alles Weitere aufbaut. Das mag bei aller Trauer ein Trost sein.

Ich kann unmöglich an Klaus Bortoluzzi denken, ohne Denise S. Puri (aktuell Vorstand im Kulturnetzwerk Neukölln e. V.) mitzudenken. Drei Jahrzehnte gemeinsamen Lebens und Arbeitens. Drei Jahrzehnte der gegenseitigen Inspiration und Ergänzung. Dir liebe Denise, alles Gute für das neue Kapitel. Viele aus dem Kreis unseres Netzwerks werden jetzt in Gedanken bei Dir sein.